11. Jeep-Festival Gevenich 01.-03.07.2011

Moderator: Zippo

stefan_solingen

11. Jeep-Festival Gevenich 01.-03.07.2011

Beitrag von stefan_solingen »

Ha ha,
also wer hier zu viel natürlich ausgeschüttete Hormone in der Blutbahn hatte, steht doch wohl ausser Frage...

Das der Tour-Guide-Ronald jetzt keine Gruppen mehr durch Gevenich führen wird, liegt sicherlich an mittlereile erfolgten Realisierung der Vorgänge im dunklen Wald und den Spätfolgen dieses Erlebnisses...

;D

Ronald CJ ist ein junger und engagierter Offroad Fahrer, der sich trotz seiner jungen Jahre darüber bewusst ist, das er sich umsichtig im Gelände bewegen kann. Es war wieder einmal eine dieser Veranstaltungen, auf der er eingesetzt wurde, um eine Gruppe unterschiedlichster Charaktere sicher durch den Wald zu führen. Am Anfang dachte Ronald noch es wäre ein leichtes Tagwerk, bis ihn die harte Realität so nachdrücklich traf, wie ein Fallhammer, der glühenden Stahl in eine Form prügelt.

Ronald wollte sich eigentlich nur einen Spass machen, als er die matschige Abfahrt im kleinen Beulenwald zur Auffahrt ernannte. Es lag wohl an seiner Jugend, dass er dachte, es wäre eine großer Spass, mit der Gruppe von oben zuzusehen, wie sich die mutigen Jeeper abmühten, ohne Chance auf Erfolg. Die Schlammrutsche erklimmt heute keiner dachte sich Ronald noch und lächelte sich erwartungsfroh zu. Womit er nicht gerechnet hatte - der alte Roger Zapp war auch in der Gruppe und geht nicht - gibst nicht. Der Zapp ist unter seiner 501 und der Haut eines Bullen, die er als Jacke trägt, schon ähnlich verbeult wie sein Gefährt. Ein alter 5er, der mit ihm schon so enige Situationen durchgestanden hat, in denen die anderen "Jungs", die nach Rogers Weltbild besser ins Mädchenpesnionat gehen sollten, schon lange aufgegeben hatten.

Da rutschte Roger als mit seiner Fuhre in den schlammigen Kessel und spürte, wie die reissenden Stollen seiner MTs ins leere bissen. Oha dachte sich Roger, das wird keine Pussy-Nummer, aber wo es rein geht, muss auch ein Weg raus führen. Souverän schiebt Roger seine Fuhre in Position, auf dem Beifahrersitz die schöne July, die voller Vertrauen in Roger die Ausfahrt angetreten ist. Roger lächelt zufrieden und souverän, während eine Welle der Vernunft, die ihn überzeugen will den Weg die Abfahrt hinauf besser nicht anzutreten, von der selben Faust zerschlagen wird, die das Lasso führte, als er mit dem Spender seiner Jacke um dessen Leder kämpfte.

Ne Hauswand ist steiler, sagt sich Roger noch und schon zuckt der rechte Fuss in Richtung Bodenblech. Die Drosselklappen springen auf und die 8 Zylinder befeuern den Weg nach vorne, so, als würden Sie den Matschhang trockenlegen, noch bevor die MTs sich hineinbeißen können. Die Kolben werden von der Macht der Explosionen nach unten gehämmert und das Brennen aus den Feuerrohren des CJs wird wahrscheinlich noch in Asutralien als unerklärliches Heissluftphänomen wahrgenommen.

Doch der Boden wird nicht trocken, die MTs beißen verzeifelt in den Boden und fördern dabei so viel Schlamm nach hinten, dass dagegen ein Braunkohlebagger wie ein Spielzeug für den Kindergarten erscheint. Der CJ schiebt sich vor, doch bekommt Roger nicht genug tracktion aufgebaut. Ich würde ihn ja problemlos hochschieben lächelte Roger zufrieden in sich hinein, aber ich muss die Teufelsfuhre ja fahren...

Der Cj schiebt sich zweimal bis fast an die Kante der Abfahrt hinauf, doch erreicht er nicht die rettende Ebene.

Roger sinniert noch wie viel mehr Gas als Vollgas denn wohl möglich ist, als Ronald von oben ruft "Roger noch einen Versuch, dann ist Schluss..." - Schluss - welcher Schluss - es gibt nur einen Schluss für Roger und der heisst Sieg, alles andere sind laufende Gefechte.

Nur noch einmal, Roger hört die Ansage wie das Echo eines schlechten Jodlers in den Alpen, immer und immer wieder zu ihm zurück geworfen, bis es tatsächlich Einlass findet in seine Realität - Du willst also mal sehen wie eine Attacke aussieht lieber Ronald, dann setzt Dir schon mal ne Badekappe auf, damit nicht gleich dein Haar so aussieht, als hättest Du Dich versehentlich mit einem Tornado verabredet.

Roger rollt zurück - gleich ist Schluss... tsss - in der Tat gleich ist wirklich schluss, denn die Abfahrt wird jetzt zur Auffahrt. Roger drückt den zweiten Gang rein, er hört das metallische Knacken, als die Getriebezähne in Reihe antreten und auf sein Geheiss hin zur Arbeit strammstehen. Roger umfasst nochmals das Leder seines Lenkrades und spielt die bevorstehende Auffahrt schon mal wie eine Vorhersehung im Kopf durch - mein Ende ist oben und nicht unten, das weiss Roger ganz gewiss.

Als Roger den Gasfuss durchdrückt, wird so viel Luft angesaugt, das ein gut platziertes Windrad an der oberen Kante ausreichend viel Strom hätte produzieren können, um eine Großstadt wie Köln einen Tag lang zu versorgen. Die Bäume schienen sich durch den Luftstrom angezogen vor dem CJ und Roger zu verneigen, als würden Sie wissen, dass nun eine Demonstartion folgt, die eine Ehrerbietung verlangt.

Der 8 Zylinder von Roger brüllt so laut los, das die Vibrationen daraus, als unerwartete seismische Aktivitäten in der Eifel gemssen werden konnte - die Räder rotieren und der CJ stürmt so vehement nach vorne, dass sich Rogers Augen alleine durch das Trägheitsmoment als Rückspiegel verwenden liessen.
In einem infernalischen Orchester, welches alle Sinne bedient schiebt sich der 5er die schlammige Abfahrt hinauf und wenn Roger mittels Beipass sein Adrenalin in den Motor leiten könnte, dann würde er wohl erst kurz hinter Cochem wieder zum Stehen kömmen, nachdem der die Mosel ohne Brücke überquert hat.

Ronald bereute in dieser Sekunde heute morgen aufgestanden zu sein, er bereute je einen Jeep toll gefunden zu haben und bereute erst recht, das er Roger nicht als das erkannt hatte was er ist - eben einer der nicht verliert. Millisekunden später feuerten die Synapsen in seinem Hirn den Befehl an die Muskeln nun endgültig und schnellstmöglich zur Seite zu springen, bevor ihn Rogers 5er trifft und in eine andere Galaxie befördert. Gerade noch rechtzeitig bringt sich Ronald in Sicherheit und der 5er macht mit einem ohrenbetäubenden Spektakel einen beherzten Schritt auf das Plateau - tatsächlich ist dieser Typ mit dieser Fuhre die Abfahrt hochgekommen. Und irgendiwie scheint sogar alles dran geblieben zu sein - Ronald hätte schwören können, das hier nur noch der Rahmen oben ankommt und der Rest erst morgen Abend wieder als Strenschnuppe am Firnament wieder zu sehen sein wird. Spontan muss Ronald lächeln und noch eher er es richtig relaisiert schlagen seine Hände rythmisch zusammen, genau so wie die der anderen Schaulustigen, die Menge johlt und klatscht, Roger lacht, die schöne July strahlt und der 5er hat mal wieder bewiesen, dass auch altes Eisen für manch eine Überraschung gut sein kann.  Bild
 
Beste Grüße
RubyONE
Zippo
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11. Jeep-Festival Gevenich 01.-03.07.2011

Beitrag von Zippo »

Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild

Tssssss - hab' ich gelacht!!

Sehr cool, da müssen wohl auch auf dieser Seite des Internets die grauen Zellen bewegt werden.....

Was sagen eigentlich Deine Geschäftspartner dazu, dass Du Dich den ganzen Tag in Deinem Büro zum Schreiben einer solchen story einschließt??
Da muss vorher ja wirklich süßlichriechender Rauch durch Eure Büroräume gezogen sein! ::) ::) Bild

Sauber-sauber!!

Grüße!
Rainer

PETRY

11. Jeep-Festival Gevenich 01.-03.07.2011

Beitrag von PETRY »

@ RubyOne, wieviel Hausarrest hattest Du als Kind?
Du mußt doch jegliche Lassiter, G F Unger ........ und wie sie sich alle nennen, gelesen haben. Bild

Absolut Klasse Bild

Du könntest mir jeden Abend so was schreiben. Bild

.....Die Drosselklappen springen auf und die 8 Zylinder befeuern den Weg nach vorne, so, als würden Sie den Matschhang trockenlegen, noch bevor die MTs sich hineinbeißen können. Bild Bild Bild Bild
robin1963
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11. Jeep-Festival Gevenich 01.-03.07.2011

Beitrag von robin1963 »

Echt Klasse der Beitrag Bild!
Vielleicht bekommt Ihr Ruhrtaler jetzt jeden Abend ne spannende Gute-Nacht-Geschichte......... und noch paar Jeeper hier auch Bild Bild Bild.
Viele Grüße von Achim. Fahre einen JKU.
Crazydog

11. Jeep-Festival Gevenich 01.-03.07.2011

Beitrag von Crazydog »

Ich hab´s gelesen. :)
Ich bin mit ihm schon gefahren! :o
Ich hab Gänsehaut! Bild

Super geschrieben!

Heiko
Thorty
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11. Jeep-Festival Gevenich 01.-03.07.2011

Beitrag von Thorty »

wie geil ist das denn... Bild Bild Bild

Mehr davon!!!
Thorty Bild
Bild
PETRY

11. Jeep-Festival Gevenich 01.-03.07.2011

Beitrag von PETRY »

Ich hab´s gelesen.  :)
Ich bin mit ihm schon gefahren!  :o
Ich hab Gänsehaut!  Bild

Super geschrieben!

Heiko

Du bekommst ne Gänsehaut wenn Du mit Zippo fährst :o
Du bist doch auch unterfüttert Bild Bild
Zippo
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Beitrag von Zippo »

Ein Beitrag, der zu lang ist, muss also in zwei Teile aufgegliedert werden.... Naja, dann machen wir das mal:

Teil 1:

Eine gewohnt beschauliche Situation:
Am frühen Nachmittag dieses makellosen Sommertages im Jahre 2045 spielen die Enkel auf dem Rasen des Rubertoli-Anwesens im Bergischen, Oma Helmtrud bekocht sowohl die Familie als auch die gerne und häufig ein- und ausgehenden Gäste mit dem sündhaften teuren, aber qualitativ den sprichwörtlichen Ansprüchen entsprechenden Thermomix und der gealterte Dünen- und Eifelbezwinger Silvio sinniert lässig im Schaukelstuhl wippend über sein erfülltes Leben.

Oh-ja, da gab es schon Einiges zu sinnieren, hatte er doch insbesondere in seinen besten Lebensjahren zwischen 39 und 45 verschiedene Entscheidungen getroffen und Projekte gestartet, auf die er rückblickend sehr stolz sein konnte.
Einen kleinen Schönheitsfehler gab es jedoch in allen seinen noch nicht zu Papier gebrachten Memoiren, an den er leidlich jedes Mal erinnert wurde, wenn er gedanklich in alten Zeiten schwelgte.
Bei einem der letzten Male, im Jahre 2043, hatte ihn sogar einer seiner Lieblingsenkel für vollkommen bekifft gehalten und dies nur, weil er gedankenverloren immer wieder den siebten Buchstaben des Alphabets vor sich hin gemurmelt hatte.
Musste er, damals ebenfalls im Schaukelstuhl sitzend, doch an eine denkwürdige Konfrontation denken, die sich mit seinem Erzfeind Roger Zap auf vier Rädern im Jahre 2008 im südtunesischen Sperrgebiet zugetragen hatte. Nein, er wollte an seinen Heulkrampf von vor zwei Jahren nicht erinnert werden, war dieser gedankliche Ausritt mit selbsthypnotischen Zügen doch fortan immer wieder Thema der folgenden Familienfeiern insbesondere in Lippstadt, dem eigentlichen Familienstammsitz gewesen. Sogar Espresso-Maschinen und jegliche Form von langegezogenen Gläsern wurden seitdem von Silvio ferngehalten, befürchtete doch jeder einen Rückfall in die exzessiven Weiche-Drogen-Konsume seiner frühen OffRoad-Zeit. Er hatte sogar versucht, Sätze ohne diesen unsäglichen Buchstaben G zu formulieren. Ging gar nicht (alleine hierin schon dreimal enthalten!)

Nunmehr war es wieder so weit: Silvio betrachtete über seine spielenden Enkel und den Gartenteich hinweg seinen damaligen Stolz, ein echtes Männergerät auf vier grobstolligen Rädern: Den einzigartigen Bobby-wagon XSGJ1, der mittlerweile nach der schriftlich festgehaltenen 1782ten Reparatur doch tatsächlich auf eigener Tausch-Achse den Weg in die gläserne Garage hatte fahren können.
Dort stand er, in Anlehnung an eine Situation anlässlich eines Jeep-Events des Jahres 2011 speziell dekoriert in einer Bergab-Situation, die extra hierfür wachstumsmanipulierten Baumstämme waren im exakten Winkel von 41,27 Grad aus der mit original Eifel-Dünger versehenen Garagenwand herausgewachsen. Was nur keiner der stets hoch beeindruckten Gäste des Anwesens im Bergischen wusste, war das ihn quälende Ereignis, was sich unmittelbar vor der dargestellten martialisch anmutenden Fahrsituation in der Eifel an besagtem 02.07.2011 zugetragen hatte. Dies behielt Silvio auch für sich, war es doch eines der großen Geheimnisse, das er zur Erhaltung seines ansonsten tadellosen Rufes als unerschrockener OffRoad-Master hütete.


Roger Zap, ein zu damaliger Zeit ebenfalls schwer aktiver OffRoader, war zu besagtem Event des Jahres 2011 auch angereist und ließ seinem Fahrauftritt den Ruf des rücksichtslosen Umgangs insbesondere mit amerikanischem Gerät vorauseilen. War er doch prinzipiell dafür bekannt, nur mit deutschen Gefährten schadfrei aus allen Geländen dieser Welt herauszukommen, hatte er sich für viele unerklärlicherweise dazu entschlossen, sich von seinem besonders robusten langjährigen G-Gefährt zu trennen. Nunmehr stand Roger also mit einem auch für damalige Verhältnisse als Relikt anmutenden Vehikel in der Fahrzeugkolonne, der auch Silvio angehörte. Da trafen sie also wieder aufeinander, wie sie gegensätzlicher kaum sein konnten:
Der eine bekennender Komfort-Fetischist mit Hang zu überschwenglicher Vergötterung nicht vorhandener Robustheit seines Fahrzeugs und der andere kompromisslos in Sachen Geländefähigkeit und mit ausgeprägter Affinität zu fahrzeuggewordenen Edelmetallen süddeutscher Herkunft.
Wie Silvio seinen Kontrahenten Roger zu Beginn des Events dort so stehen sah, murmelte er vor sich hin: „Guck an, auch so Einer wird irgendwann einmal ruhiger: Schläft in einem Bett einer Pension und nicht mehr wie früher unter dem Verteilergetriebe seines Geländewagens, kutschiert sich selber nebst Begleiterin in einem eher normal daherkommenden Zugfahrzeug und macht mit so einer silbernen Steinzeit-Ballerbude hier die Welle! Kollege, Dir werd‘ ich’s zeigen, dem G habe ich mich geschlagen geben, aber eher werde ich zum Ramazotti-Yunkee als dass Du mir hier die Show stiehlst!“
Als Silvio im Schaukelstuhl sitzend an das damalige Event zurückdachte, zuckte er auch im Alter von 75 unwillkürlich wieder zusammen:
Dieser verdammte Buchstabe, der für ihn aus dem Alphabet verdammt werden müsste. Stand er doch synonym für eine ganze Reihe von Fahrsituationen, die Silvio noch nicht einmal ansatzweise hatte bezwingen können und sich seinem Erzfeind geschlagen geben musste.

Zurück zu den Ereignissen im Jahre 2011: Silvio sprach selbstbewusst den Kampfansage-Satz und rollte los: Stunde um Stunde verging unter Führung von Ronaldus, einem durchaus sympathischen und fähigen OffRoader, dem Silvio zugestand, von ihm im Gelände nichts mehr als das Zubereiten eines heißen Cappuccino lernen zu können.
Kleinere Gefechte (verdammt, da war schon wieder dieser 7. Buchstabe des Alphabets) an ausgesuchten Geländepassagen entflammten zwischen den beiden Experten ihres Hobbys, mit schierer Ignoranz der gegnerischen (zweimal der 7. Buchstabe) Fahrfähigkeit straften sie sich gegenseitig (3x der verhasste Buchstabe).
Bis zum frühen Nachmittag war aber noch keine wirklich dem Fahrvermögen beider Experten würdige Passage unter die Räder zu nehmen, beide witterten jedoch den unausweichlich bevorstehenden Zweikampf, der über Ehre und Schmach der zukünftigen Jahrzehnte entscheiden würde. Galt es doch die begehrte goldene Windenschnur am langen Teppich zu ergattern, die von Petry, einem in ganz Deutschland bekannten Kommunikator und Schreibermeister feierlich verliehen werden sollte.

Plötzlich stoppte die Kolonne und Ronaldus rief seine ihm vertrauensvoll folgenden Fahrer zu sich. Keiner der Umstehenden ahnte, dass der Moment der Entscheidung unmittelbar bevorstand. Nur Silvio zuckte auch bei der Besprechung bereits unmerklich für andere mit dem rechten Fuß, obwohl sich gar kein Pedal unter ihm befand, sondern lediglich schlüpfriger Eifellehm. Er konnte es kaum abwarten, spürte er doch das Adrenalin in sich hochsteigen und die nächsten Minuten herbeisehnend neigte er sich noch einmal mit seinem tadellos arbeitenden Beifahrer, Fredius von Haan und Lorenz zu. Dieser bemerkte leichte Zuckungen in Silvios Gesichtsmimik, insbesondere als beide sich absprechen wollten, wie man denn gemeinsam als Team den Erzkonkurrenten Roger (sogar einmal dieser Buchstabe in seinem Namen) bezwingen könne. Silvio war so angespannt, dass er nur noch Wortfetzen herausbrachte: „Roger…. Fahrzeug zerstören! Klappt nicht…. Steigung hoch – Achse kaputt!! Vollgas-Depp!! Wahnsinniger -- kann nicht klappen…. Arme Maulwürfe!! – Nee-Nee-Nee –“
Sichtlich irritiert von dieser rhetorischen Fehlfunktion seines bis dahin so souverän agierenden Fahrers schwang sich Fredius dazu auf, sich mit Rogers Beifahrerin July in einer Motoren- und Wandler-Warmlaufphase auf ein nach außen harmlos wirkendes Gespräch einzulassen, um sich selbst zu beruhigen:
„Und, schönes Wetter heute, ne?? Bei Euch soweit alles klar?? Probiert Ihr die Steigung??“
Und dann platzte es aus ihm heraus:“ Sag mal, muss sich Dein Roger morgens auch immer so zudröhnen, wenn er sich in sein Auto setzt?? Meine Güte, der Silvio kann ja nicht einmal mehr reden, wie will er denn dann die Steigung hoch? Faselt da immer was von Komfort und hinterher macht er selber Attacke, als gäb’s kein Morgen! “
July, nunmehr ebenfalls irritiert, schritt wortlos und kopfschüttelnd davon. Sie zog es vor, sich auf den Beifahrerplatz ihres gemeinsamen Fahrzeugs zu begeben, war dies doch ein Ort, der für sie Vertrauen ausstrahlte, auch wenn sie von den Umstehenden stets mitleidvolle Blicke erntete. Im Auto saß bereits Roger, der für sie gewohnt entspannt sein Lieblings-Matsch-Steigungs-Bezwingungslied vor sich hin trällerte: “Ob’s stürmt oder schneit, ob die Sonne uns lacht…!“
July blickte hoch konzentriert durch die noch saubere Windschutzscheibe, wartete das Ende der nächsten Strophe ab und sagte dann leise zu Roger, ohne die Blickrichtung zu ändern: “Der Rubertoli hat’s mit dem Schwarzen Afghanen wieder übertrieben, das schafft der nie! Also, mach mir in der Steigung keine Schande!“
Dabei verformten sich ihre Augen in wilder Entschlossenheit zu dünnen Schlitzen und der als unerschrocken geltende Roger zuckte zusammen, wusste er doch genau, was ein Versagen bedeuten würde. Lebenslanger Tausch seines Gefährts gegen den ach so vernünftigen Kleinwagen aus Rüsselsheim. „Geht ganz und gar nicht!“ dachte sich Roger und ging gedanklich noch einmal alle Phasen der Steigung durch.

Nun war es soweit, Silvio war der Erste:
Scheinbar lässig, aber mit im Innenraum deutlich zu sehenden Gesichts-Zuckungen rollte er die Steigung hinab, drehte seinen XSGJ1 und versuchte sich ein erstes Mal unter Aufwendungen aller erworbenen Fahrfähigkeiten: Zu langsam!

Ein zweites Mal: Zu weit links! Verdammt!

Und das finale dritte Mal: Beim Gasgeben dachte Silvio noch bei sich: „Er wird’s auch nicht schaffen, er wird‘s auch nicht schaffen, er wird’s auch nicht schaffen!“
Und vorbei: Die Steigung hatte es in sich, kein nur ansatzweise normal denkender Mensch hätte nunmehr damit gerechnet, dass diese von einem normalen Fahrzeug zu befahren sei, hatte doch der große Silvio Rubertoli seine Waffen gestreckt.
Ruhe kehrte in seinem Körper ein, wusste er doch genau, dass es nicht hier, sondern an einer anderen Stelle zu einem erneuten Zweikampf kommen musste. Ein Bezwingen der Steigung auch für diesen –wie hieß er nochmal?? egal- erschien völlig aussichtslos.
Somit begaben sich Silvio und Fredius auf einem Umweg, auf dem kurz zuvor ein schweizerischer Kampfgenosse mit seiner Karosserie zerschellt war, auf den geordneten Rückzug.
Natürlich war ein Befahren für ihn kein Problem, hatte er doch die glücklichere Spur gewählt.

Am Aussichtspunkt angekommen, sahen Silvio und Fredius nur noch die Rücklichter des soeben in die Steigung eingefahrenen Fahrzeug-Reliktes von Roger entschwinden. „Niemals, niemals, der zerstört die Bude!“ murmelte Silvio und zuckte noch einmal für seinen treuen Beifahrer unmerklich zusammen.

Erster Anlauf Roger: Nichts, zu langsam!
Zweiter Anlauf Roger: Nichts, auch zu weit links und mit großer Gefahr, das altertümliche Gefährt seitlich bergab rollen zu lassen!

Fredius‘ Mitgefühl galt in diesem Moment wie das aller Umstehenden auch der scheinbar unerschrockenen Beifahrerin July, die sich sogar freiwillig in diese Situation begeben hatte.

Dritter Anlauf: Ein ohrenbetäubender Lärm, Silvios ärgster Konkurrent schien wirklich alles möglich machen zu wollen, um diesen für ihn noch nicht entschiedenen Kampf zu gewinnen.

Das altertümlich wirkende Gefährt setzte sich in Bewegung und zu Silvios Entsetzen packten wie von Geisterhand geführt alle vier auf einmal gleichzeitig angetriebenen Räder des Steinzeit-Boliden auf dem rutschigen Eifelboden.
Der Wagen seines Kontrahenten schoss mit einer unglaublichen Spurtreue und einem auch von außen erkennbaren besonderen Fahrkomfort sanft beschleunigt in die Steigung, nahezu unspektakulär.
„Das kann nicht sein, das kann nicht sein!“ murmelte Silvio in dem Moment, als Rogers Gefährt sich die letzten Zentimeter über die Kuppe wuchtete.
Und vorbei….

Irgendetwas stimmte nur nicht….

.....

Zippo
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11. Jeep-Festival Gevenich 01.-03.07.2011

Beitrag von Zippo »

Teil 2:..... Irgendetwas stimmte nur nicht!

Keiner der jubelnden Umstehenden bemerkte Silvios irritierten Blick auf die tiefen Spuren, die Rogers Gefährt im weichen Eifelboden hinterließ. Sie waren deutlich tiefer als die der anderen, was auf ein sehr hohes Gewicht (schon wieder dieser Buchstabe) hindeutete.
Silvio ging, noch sprachlos am Rand der Steigung stehend, gedanklich zu dem Moment zurück, als die Vorderachse von Rogers Wagen zu sehen war. Da war etwas seltsam Glänzendes an beiden äußeren Enden der Vorderachse. Diese hatte auch gar nicht verschränkt….
Diese nur für Sekundenbruchteile zu sehenden Momentaufnahmen hatten Silvio sein Leben lang verfolgt und holten ihn nun, Jahrzehnte später wieder ein: „Was ist das für ein Auto, dass deutlich schwerer als die Anderen ist, nicht verschränkt,bei dem alle vier Räder drehen, das chromglänzende Achs-Enden hat und völlig unspektakulär unpassierbare Passagen befährt?“ fragte sich Silvio laut, während einer seiner Enkel mit einem rosafarbenen Elektro-Jeep amphibische Schwimmversuche im Gartenteich vornahm, natürlich erfolglos.

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz, 34 Jahre nach dem so sehr an ihm nagenden Ereignis:“ Der Drecksack, ich glaub‘ es nicht!“
Schaum bildete sich vor seinem Mund, hatte er nun doch die Erklärung dafür gefunden, was Ursache für seine damalige Niederlage war. Er sprang wütend auf, trommelte auf den Gartentisch und blickte anschließend entgeistert und sinnentleert in Richtung seines XSGJ1. „Rogers Wagen konnte nicht zerstört werden, es ging nicht!“.
Silvio schritt auf und ab, plötzlich hielt er inne und sprach die für ihn erlösenden Worte: “Von wegen G verkauft!! Der war unter der Karosse - da hat der sich eine Steinzeit-Karosse auf seinen G gebaut!! Immer wieder: G-G-G, immer nur G’s!!“

Kaum merklich hatte sich seine zuckersüße Tochter „little Princess von Solingen“, mittlerweile bereits 35 Jahre alt, von hinten angenähert und wurde Zeugin seiner Worte. Ihrerseits wortlos drehte sie sich um und rief Ihrer mittlerweile auch heranstürmenden Mutter Helmtrud zu: “Mutter, es ist wieder soweit, er schwafelt wieder was von unbesiegbaren G’s! Zieh‘ mal `ne Spritze mit Beruhigungsmitteln auf, die Drogen zum Einnehmen scheinen nicht mehr zu wirken!“

Nach kurzer Zeit hatte sich Silvio wieder beruhigt und sprach in gewohnter Tonlage mit seinen Liebsten über das, was er damals 2011 auch ohne diese soeben frisch erlangte Erkenntnis gemacht hatte:
„Tja, wisst Ihr, eigentlich auch egal: Hauptsache, ich habe mir nach der Eifel den Spaß gemacht und mir hinterher meinen allerliebsten Wagen geholt: Einen schönen, lauten, stinkenden, rappelnden, immer zu reparierenden aber jederzeit uns alle Freude bringenden CJ mit fettem V8!“

Und dann saß die Groß-Familie Grimm auf der Terasse des gemeinsamen Anwesens und dachte an die wunderschönen gemeinsamen alten Zeiten….


Und die Moral von der Geschicht`:
Jaja, Herr Grimm, wie weise doch Deine Tochter sein wird…. Manchmal ist es gut, auf härtere Sachen umzusteigen, um genießen zu können…

Crazydog

11. Jeep-Festival Gevenich 01.-03.07.2011

Beitrag von Crazydog »


Du bekommst ne Gänsehaut wenn Du mit Zippo fährst :o
Du bist doch auch unterfüttert Bild Bild

Es war so super geschrieben, ich fühte mich im 5er.

Heiko
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