Willys MB springt schlecht an - Ursachensuche

vom Willys MA/MB bis M38A1 (alle zivilen und militärischen Modelle)
mb-jan-45
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Willys MB springt schlecht an - Ursachensuche

Beitrag von mb-jan-45 »

Liebe Forumleser,

wegen möglicherweise allgemeinen Interesse mach ich mal einen fortlaufenden thread mit der Entwicklung zu diesem Thema auf.

Ausgangssituation:
MB-motorblock Nachkrieg wohl, der Nummer nach, 1946
Kopf WWII
Elektrik 6 V
restauriert bis 2007, danach ca 2500km gelaufen

Motor springt erst nach seeehr langem Georgel an, läuft dann ruhig, bei genauem Hinhören vereinzelt leise Fehlzündungen.
Bei höheren Drehzahlen ab ca 60km/h wenig power, kaum Beschleunigung

Zündkerzenbild  nach 1 Stunde Fahrt so:

Bild

Bild

Ich denke zu fett eingestellt oder Luftfilter durch überfällige Wartung nicht durchlässig genug.

Verteilerfinger einseitig abgeschliffen, zum Teil Auflagerungen
Verteilerdeckel an den Kontakten leichte Auflagerung
Unterbrecherkontakt für mich unaufällig
--keine Fotos gemacht --

Nachdem ich von der Zündunwilligkeit des Super mit 5% Ethanol gelesen habe, bin ich erstmal auf Super plus umgestiegen, soll laut einem Test, den ich im WWW gelesen habe nahezu kein Ethanol enthalten. Bleiersatz fährt mit.

Motor kommt deutlich besser beim Anlassen, sonst keine Änderung.

Wechsel der Zündkerzen.
Motor läuft spürbar ruhiger, springt besser an, aber weiter einige Aussetzer und wenig power ab 60 km/h

Nächster Schritt soll Zündzeitpunkteinstellung sein, habe den Hinweis von Claude umsetzen wollen, den Verteiler bei laufendem Motor millimeterweise zu drehen, um zu sehen, ob der Motor ohne Aussetzer läuft - habe mächtig einen gewischt bekommen - Staunen meinerseits  :o
Was ist nicht in Ordnung? Äußerlich kann ich keine Beschädigungen an den Bauteilen erkennen, keine Risse im Verteilerkop, Kabel in Ordnung.Massebändermontiert, Kontakte nicht verschmutzt

An dieser Stelle stocken die Tätigkeiten.
Zündung bei stehendem Motor einstellen scheitert (noch) -  kann das Guckloch an der Schwungscheibe nicht finden  :-[

Geplante nächste Schritte:

Kontakte wechseln und einstellen
Zündzeitpunkt einstellen
Luftfilter reinigen
zwischendurch immer den möglichen Effekt prüfen.
Ok, der Profi macht es anders, kommt schneller zum Ziel, aber ich möchte mein Verständnis entwickeln...

Für Hinweise bin ich dankbar.

Wird fortgeführt.

Grüße aus dem Norden

Rudolf
MB412508 DOD 30.01.1945
DocUwe
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Beitrag von DocUwe »

Rolf, wie gross ist der Abstand der Zündkerzen? Vielleicht verzerrt das Bild, messe ihn mal. Richtiger Abstand: 0.03 Zoll, entspricht etwas 0,762 mm.
Die Kontakte: 0,5 mm
Ich bekam oft bei Drehen des Verteilers beim laufenden Motor eine gewischt, auch wenn keine Cracks irgendwo vorhanden sind, bei gesundem Motor. Abhilfe: Du ziehst 3 Gummihandschuhe und darüber einen Arbeitshandschuh an, und Gummisohlen, dann kannst Du das vermeiden.
Das Schauloch befindet sich hinter dem drehbaren Deckel unterhalb des Starter-Motors. Es ist nahezu unmöglich, den Zündzeitpunkt so einzustellen.
Besser ist es, Du überträgst ein Zeichen auf das Kettengehäuse und dem unteren Pulley. Oder Du machst unten zwischen Pulley und unterer Pulleyabdeckung eine Markierung. Du malst also das je einen Strich auf das Kettengehäuse und auf das Pulley, wenn Du, liegend unter dem Fahrzeug am Schwungrad das "IGN" durch das Schauloch siehst und es mit der Mitte des Schauloches übereinstimmt.

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Du hast dann einen Ausgangspunkt, dann heisst es, wie Claude richtig berichtete, mit der (geschützten) Hand den Verteiler fein einzustellen, solange, bis Du im Leerlauf (600 U/min) den reinsten und saubersten Lauf hast.
Wenn Zündkerzen, Unterbrecher und Zündzeitpunkt stimmt, und Du hast erneut ein Problem, dann geht es weiter; Kompression prüfen.
Gruss Uwe
JEEP® TJ Sahara 2004 Import aus USA/Japan
Peewee
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Beitrag von Peewee »

Den Verteiler fass ich auch nur noch mit dicken Gummihandschuhen an.
Dass Du eine gewischt bekommst liegt an der Verteilkappe. Habe die Erfahrung insbesondere mit einer bestimmten Sorte brauner Repro Kappen gemacht.

Ich bin ja ein Freund von so was hier:
http://www.ebay.de/itm/Vakuumtester-Vakuumprufer-Vakuum-Druck-testen-prufen-/250849649220?pt=Elektroger%C3%A4te&hash=item3a67cde244

Neben der Möglichkeit den richtigen Zündzeitpunkt einzustellen, bietet das Manometer eine Vielzahl von Kontrollmöglichkeiten.
http://www.secondchancegarage.com/public/186.cfm

Das Manometer in Verbindung mit einem Gerät zur Drehzahlabnahme bringt einen wirklich weiter.

http://www.ebay.de/itm/Digital-Drehzahlmesser-Tachometer-mit-Laser-Peaktech-2790-/110893485910?pt=Mess_Pr%C3%BCftechnik&hash=item19d1c44f56
So was hier, gibt es auch schon wesentlich billiger, ob besser weiß ich nicht?
Sven


Bild
DocUwe
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Beitrag von DocUwe »

Sven, beträgt der Duell, d.h. der Zündwinkel der Unterbrecher 42° oder 47°? Beides findet man in der Literatur.
Uwe
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mb-jan-45
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Beitrag von mb-jan-45 »

Danke für die Unterstützung!

Uwe, Stellung TC oder IGN ? E-abstand der neuen Kerzen und auch der alten sind korrekt!

Hilfreiche links, danke Sven.
Habe hier noch einen neuen Verteilerdeckel der Firma SFG in dunkelbraun - fast schwarz , werde den mal einbauen.

Wenn am Wochenende Zeit ist, werde ich weiter machen.
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DocUwe
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Beitrag von DocUwe »

richtigerweise TC wegen dem höher-oktanigen Benzin von heute.
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Peewee
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Beitrag von Peewee »

Sven, beträgt der Duell, d.h. der Zündwinkel der Unterbrecher 42° oder 47°? Beides findet man in der Literatur.
Uwe


Da bin ich leider überfragt, ich habe auch bis dato noch kein Dwell-Time Meter benutzt.



richtigerweise TC wegen dem höher-oktanigen Benzin von heute.


Bist Du Dir sicher, Richtung TC bedeutet doch näher an den oberen Todtpunkt, also Zündung Richtung spät?
Sven


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DocUwe
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Beitrag von DocUwe »


Bist Du Dir sicher, Richtung TC bedeutet doch näher an den oberen Todtpunkt, also Zündung Richtung spät?


Hohes Oktan bedeutet, zündet schlechter.
Nein, ich bin mir nicht sicher, habe im deutschen Nachkriegsbüchlein gelesen, dass bei einer Oktan-Zahl von 78 "TC" eingestellt werden müsse;ob es im Umkehrschluss bedeutet, dass bei höher oder bei niedriger als 78 auf IGN eingestellt werden soll - diese Antwort liess das Büchlein offen.

im g wurde oft darauf hingewiesen, dass der Dwell-Schliess-Winkel die genaueste Einstellversion für die Kontakte-Einstellung sei.
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Beitrag von mb-jan-45 »

Uwe,
verstehe nicht warum hohe Oktanzahl zu schlechter Zündfähigkeit führt - fehlt noch in meinem Basiswissen...


Nebenbei, habe eine interessante Seite im Netz gefunden, die sich mit dem Kerzenbild und den technischen Bedingungen des Motors befasst, für mich sehr lehrreich, hier der link

http://www.tyguy.net/gmc_kerzenbild.htm
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Beitrag von Peewee »


im g wurde oft darauf hingewiesen, dass der Dwell-Schliess-Winkel die genaueste Einstellversion für die Kontakte-Einstellung sei.


Richtig, es ist genauer als mit der Fühllehre, das Messinstrument wird aber benötigt und ob es tatsächlich so viel ausmacht ist fraglich.

Nun noch mal zur Einstellung der Zündung aus meiner Erfahrung. Das ganze ist kein Hexenwerk und man braucht eigentlich auch keine Messinstrumente.
Voraussetzung: Die gesamte Zündanlage ist in einem einwandfreien Zustand.
Motor warm laufen lassen.
Verteiler im Uhrzeigersinn drehen (Zündung Richtung früh) bis der Motor anfängt unruhig zu laufen, wieder ein Stück zurück bis der Motor wieder schön ruhig läuft, das war´s!
Sollte der Motor etwas schlechter anspringen den Verteiler noch ein ticken gegen den Uhrzeigersinn (Richtung spät) und somit sollte dieses Problem auch gelöst sein.

Mit technischen Hilfsmitteln kann man dieses gerne überprüfen, geht genau so einfach.
Motor mit der Blitzerlampe über Verteiler auf ING justieren. Man wird feststellen der Motor läuft danach nicht vernünftig.
Nun schließt man das Unterdruckmanometer an einen Port vom Einlasskrümmer an (doof ist wenn man einen early Einlasskrümmer hat)   ;)
Man justiert den Verteiler nun so, dass auf dem Manometer der größte Unterdruck erzeugt wird, bevor der Motorlauf wieder unruhig wird.
Zu bewegen wird der Verteiler hierfür im Uhrzeigersinn sein (also Richtung früherer Zündung).
Ist der größte Unterdruck auf der Anzeige erreicht und der Motor läuft schön rund, zur Sicherheit den Verteiler einen kleinen ticken wieder gegen den Uhrzeigersinn drehen (Zündung Richtung spät). So sollte er vernünftig laufen und auch anspringen.

Warum ist das so:
Wie Uwe richtig erwähnt hat liegt es an der höheren Oktanzahl des Kraftstoffes.
Kraftstoffe mit niedrigen Oktanzahlen zünden schneller aber unkontrollierter, damit ist die Verbrennung nicht so Kraftvoll/Effektiv. Um ein Klingeln des Motors (die Explosion hat ihre volle Effektivität erreicht, bevor der oberer Todpunkt des Kolbens erreicht ist) zu vermeiden, muss bei niedriger Oktanzahl die Zündung später stehen, als bei Kraftstoffen mit höherer Oktanzahl.

Kraftstoffe mit höheren Oktanzahlen Zünden langsamer, aber kontrollierter und somit effektiver da besser steuerbar.
Somit muss die Zündung Richtung früh wandern (Verteiler drehen im Uhrzeigersinn), wenn der Kolben den oberen Todpunkt erreicht hat, genau in diesem Moment muss die Verbrennung ihre maximale Effektivität erreicht haben.
Steht die Zündung auf ING, und man betreibt den Motor mit einem Kraftstoff von hoher Oktanzahl ist der Kolben bereits wieder in der Abwärtsbewegung.

Ob ich mich nun technisch/fachlich 100% ausgerückt habe sei dahin gestellt, so habe ich es mir erarbeitet, dass ich es verstehe.

Somit müsste eigentlich der Zündzeitpunt auf der Schwungscheibe Richtung I.O. (Intake Valve Open) wandern. Probiert´s aus.  ;)
Sven


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